Artist Ausgabe Nr. 60
Portraits
Klaus Hartmann | Louise Lawler | Mona Hatoum | Anri SalaPage
Kyung-Hwa Choi-AhoiPolemik
Thomas WulffenAusstellungen
»After Images«Thema
Raimar StangeKünstlerbeilage
Stefan MauckEdition
Markus HuemerThema
Situation berlin 2003, Foto: Raimar Stange
Textauszug
»Demonstrationskultur«Der Schulterschluss von politischer Demonstration und Bildender Kunst ist längst Geschichte. Und diese beginnt wohl mit dem »Schwarzen Quadrat« (1914 –15) von Kasimir Malewitsch, wurde diese Ikone der Avantgardekunst doch auf antizaristischen Demonstrationen quasi als Banner hoch- gehalten, das jedwedes Repräsentations-modell zugunsten einer direkten Teilhabe so abstrakt wie konkret hinterfragt. Seit den zwanziger Jahren war die Demonstration auch in der deutschen Kunst ein engagiert eingesetztes Motiv, etwa bei Künstlern wie Otto Dix, Curt Querner – man denke nur an sein zu Unrecht nahezu vergessenes Bild »Demonstrant« (1930) oder selbstverständlich auch bei George Grosz.
Der Einfluss der Situationisten auf den Pariser Mai 1968 ist unumstritten und auch die linken „Anarchos“ um Dieter Kunzelmann berufen sich mit ihren ulkhaften Demonstrationen im Berlin der sechziger Jahre auf die Ideen der Situationisten.
In durchaus situationistischer Tradition bewegen sich seit und Anfang der neunziger Jahre auch Künstler wie u. a. Rirkrit Tiravanija, Angela Bulloch und Carsten Höller. Letzterer zum Beispiel betonte in seiner »Demonstration für die Freilassung eines Wesens, welches in einem Haus in Paris eingemauert ist« (1994) vor allem den partizipatorischen Aspekt von Demonstra- tionen.
Auch der junge Leipziger Künstler Julian Röder ästhetisiert das politische Ereignis gnadenlos.