Artist Ausgabe Nr. 82
Portraits
Cyprien Gaillard | Julian Rosefeldt | Friedrich Kunath | Jack GoldsteinInterview
Ulrike GroosPage
Christine StreuliPolemik
Ludwig SeyfarthEssay
Uta M. ReindlKünstlerbeilage
Sabina BaumannEdition
Frank GerritzPolemik
Textauszug
»Lieber Maler, bitte konzeptuell!«Das Konzeptuelle ist der International Style unserer Zeit, und er ist genauso überkommen wie vor fünfzig Jahren das modernistische Bauen. Dass man hinter gewisse Errungenschaften der Conceptual Art nicht mehr zurückkehren kann, bedeutet nicht, dass sie noch aktuell ist. Man kann sich auf sie beziehen, wie auf Expressionismus, Surrealismus oder modernistische Architektur. Gab die klassische Conceptual Art der Idee den Vorrang vor der Ausführung, hat sich heutzutage eine lofttaugliche Designerkunst etabliert, die äußere Erscheinungsformen des Konzeptuellen gepflegt als »Look« inszeniert und sich damit zur eigentlichen Conceptual Art ähnlich verhält wie eine Architektur, der Dan Graham vorgeworfen hat, Matta-Clarks Schnitte durch Gebäude zu einem ökologischen »Look« zu verwässern.
Historische, literarische oder kunsthistorische Bezüge zur eigenen Arbeit, wie sie Graham in seinen Texten immer sinnvoll und verständlich darzulegen wusste, werden zu einem oft beliebigen und abseitigen Spiel mit akademischen Referenzen. Während »klassische« Conceptual Art sich äußerlich meist durch Nüchternheit, Schlichtheit und Vermeidung ästhetischen Selbstzwecks auszeichnete, kommen heute auch kleine Gesten mit einer fast sakral anmutenden Manieriertheit daher.