Artist Ausgabe Nr. 82

Interview

Textauszug

Ulrike Groos
J.Krb.: Sie haben Kunstgeschichte, Musikwissenschaft und Ethnologie studiert. Von 1995 bis 1996 waren Sie wissenschaftliche Volontärin am Westfälischen Landesmuseum für Kunst- und Kulturgeschichte in Münster, 1997 und 1998 Projektleiterin der »Manifesta 2« in Luxemburg, anschließend CoKuratorin in der Sammlung Hauser und Wirth, St. Gallen. Von 2001 bis 2006 lehrten Sie an der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Zürich. Von 2002 bis 2009 waren Sie Direktorin der Kunsthalle Düsseldorf. Am 1. Januar 2010 haben Sie die Nachfolge von Marion Ackermann als Direktorin des Kunstmuseum Stuttgart angetreten. Wie unterscheiden sich Ihre bisherigen Arbeitsfelder?
U.G.: Sie haben die für meine Zukunft ganz entscheidende Zeit als Projektleiterin der »Skulptur. Projekte in Münster 1997« vergessen. Denn ich hatte an der Universität zwar Seminare über zeitgenössische Künstler belegt und parallel zum Studium bei einem Stadtmagazin sowie fürs Fernsehen Beiträge über die aktuelle Kunst verfasst, mein Promotionsthema bezog sich jedoch auf die Renaissance, und ich wusste bis zu meinem Volontariat nicht, in welche Richtung ich mich spezialisieren wollte: Lieber die »alte« Kunst und damit verstärkt Wissenschaft und Forschung, Elfenbeinturm und Archive wählen oder die zeitgenössische Kunst und damit den direkten Austausch mit den Künstlern, die Produktion von neuen Arbeiten. Als ich vom Volontariat in das Büro der Skulptur. Projekte wechselte, war mein Wunsch für die Zukunft schnell klar. Die Erfahrung, bei solch einer wichtigen Großausstellung mit ca. 70 internationalen Künstlern zusammenarbeiten zu können, Konzepte, Ideen und deren Realisierung gemeinsam zu entwickeln, war das beste, was mir direkt nach meinem theoretischen Studium passieren konnte und hat meinen weiteren Berufsweg bestimmt. Viele der Künstler traf ich später wieder oder stehe in regelmäßigem Kontakt zu ihnen, und mit einigen wie Allen Ruppersberg und Bethan Huws habe ich später in der Kunsthalle Düsseldorf Einzelausstellungen realisiert.

Joachim Kreibohm