25.10.2018
Mit dieser Auszeichnung ehrt die Akademie der Künste eine internationale Künstlerin, deren besonderes Interesse den Medien, der Technologie und der Verbreitung von Bildern gilt. Ihr Werk umfasst Texte, Performances, Multimedia-Installationen und essayistische Dokumentarfilme, in denen sie sich mit postkolonialer Kritik, feministischer Repräsentationslogik sowie den Einflüssen der Globalisierung auf den Finanz-, Arbeits- und Warenmarkt auseinandersetzt. »Wo ist die neue Form für den neuen Inhalt der letzten Jahre?« befragt Käthe Kollwitz am 6. November 1919 ihr Tagebuch. Hito Steyerl, so die Jury, gelinge es 100 Jahre später wie kaum einer anderen bildenden Künstlerin auf provokante und scharfsinnige Weise physische, visuelle und intellektuelle Informationen in einem Werk zu bündeln. Die Juroren und Akademie-Mitglieder Douglas Gordon, Katharina Grosse und Ulrike Lorenz heben bei ihrer Wahl hervor, »dass Hito Steyerl mit ihren Bildmontagen aus Computeranimationen, aus Massenmedien und aus selbstgedrehten Szenen auf den Einfluss digitaler Informationen und digitalen Lebens reagiert und mit ihrer Arbeit auf gegenwärtige politische, gesellschaftliche und soziale Prozesse aufmerksam macht.« Hito Steyerl ist Professorin für Experimentalfilm und Video sowie Mitbegründerin des Research Centers for Proxy Politics an der Universität der Künste Berlin. Die mit 12.000 Euro dotierte Auszeichnung wird im Februar 2019 in Berlin verliehen. Anlässlich der Preisvergabe zeigt die Akademie der Künste eine Ausstellung am Pariser Platz. www.adk.de
25.10.2018
Natascha Süder Happelmann auf der Biennale von Venedig 2019. Kuratorin ist Franciska Zòlyom. Der Name ist ein Pseudonym und Teil ihres künstlerischen Konzeptes. Natascha Süder Happelmann heißt eigentlich Natascha Sadr Haghighian und ist Professorin für Bildhauerei an der HfK Bremen. Für den Beitrag im Deutschen Pavillon 2019 arbeitet Süder Happelmann mit ihrer persönlichen Sprecherin Helene Duldung zusammen. Sie hat ihren Namen der besonderen Aufgabe auf der Biennale angepasst. Die Künstlerin hat dafür eine Sammlung von Namen, mit denen sie in den letzten dreißig Jahren adressiert wurde, ausgewertet. »Nach sorgfältiger Prüfung der verfügbaren Varianten, die durch Autokorrektur und Fehlschreibung seitens öffentlicher Stellen zustande kamen, wählte sie mithilfe algorithmischer Parameter und gesellschaftlicher Protokolle den geeigneten Namen Natascha Süder Happelmann aus: Eine optimale Form der Integration«, so die Pressemitteilung des deutschen Pavillons. Das Entbinden des Künstlersubjekts von repräsentativen Rollen oder politischen Instrumentalisierungen ist immer wieder Bestandteil ihrer künstlerischen Praxis. Seit 2004 betreibt sie die Webseite bioswop.net, auf der Künstler und Künstlerinnen ihre Biografien und Lebensläufe untereinander austauschen können. »In ihren Arbeiten bringt sie das poetische, imaginäre und kritische Potenzial von Kunst zur Entfaltung. Sie steht für eine künstlerische Positionierung, die ästhetische und wissenschaftliche Konzepte, soziale oder politische Zustände nicht nur analysiert oder kommentiert, sondern diese auch aktiv verändert und ihr Rollenverständnis sowie ihre Handlungsweise für den jeweiligen Arbeitsprozess neu gründet«, heißt es in der Begründung zu ihrer Auswahl. Der deutsche Beitrag zur 58. Internationalen Kunstausstellung – La Biennale di Venezia entsteht im Auftrag des Auswärtigen Amts der Bundesrepublik Deutschland und wird realisiert in Zusammenarbeit mit dem ifa (Institut für Auslandsbeziehungen).
22.10.2018
Die 1961 in São Paulo geborene Künstlerin verfolgt mit ihrer Arbeit seit vielen Jahren eine subtile Analyse von Gesellschafts- und Repräsentationssystemen. Jochen Volz, Direktor der Pinacoteca do Estado de São Paulo und Gastjuror für den Wolfgang-Hahn-Preis 2019 begründet die Entscheidung der Jury: »Jac Leirner ist eine der wichtigsten Vertreterinnen der Konzeptkunst unserer Tage und der sogenannten Institutionskritik. Seit den 1980er Jahren hat sie mit ihren Skulpturen, Bildern und Installationen die Idee des Originals und des Wertes von Kunstwerken in Frage gestellt. Gefundene, gesammelte und auch gestohlene Objekte, meist industriell produziert, werden von ihr verarbeitet. Die Arbeit ‘Museum Bags’ (1985/2018) besteht beispielsweise aus einer Sammlung von gewöhnlichen Plastiktüten, die sie in verschiedenen Museumsshops erworben hat. Die Tüten, die normalerweise vom Besucher benutzt werden, um ein Souvenir vom öffentlichen Museum in den Privatraum zu befördern, werden hier zu einer großflächigen Collage, zum Bild«. Yilmaz Dziewior, Direktor des Museum Ludwig und Mitglied der Jury, ergänzt: »...Zum ersten Mal zeichnen wir eine südamerikanische Künstlerin für ihr international relevantes Œuvre aus. Das weitet unseren Blick für das globale zeitgenössische Kunstgeschehen. Leirners Schaffen, an der Schnittstelle von Minimalismus, Konzeptualismus und Institutionskritik, ist eine große Bereicherung für die Sammlung des Museum Ludwig...«. »Museum Bags« (1985/2018) wird von der Gesellschaft für Moderne Kunst anlässlich der Verleihung des Preises für die Sammlung des Museum Ludwig erworben und im Kontext der ständigen Sammlung präsentiert. Mit der Auszeichnung sollen vorrangig zeitgenössische Künstler*innen geehrt werden, die sich in der Kunstwelt durch ein international anerkanntes Œuvre bereits einen Namen gemacht haben, in Deutschland aber noch nicht so bekannt sind, wie sie es verdienen. Das Preisgeld in Höhe von maximal 100.000 Euro setzt sich aus den Beiträgen der Mitglieder zusammen und fließt in den Erwerb eines Werks oder einer Werkgruppe der Künstler*in zugunsten der Sammlung des Museum Ludwig. Mit dem Preis verbunden ist eine vom Museum Ludwig organisierte Ausstellung mit Arbeiten der Preisträger*in sowie die Herausgabe einer begleitenden Publikation. Preisverleihung und Eröffnung: 9. April 2019, Museum Ludwig. Ausstellung: 10.4. – 21.7.2019. Info: Sonja Hempel, Presse, Museum Ludwig, Heirich-Böll-Platz, 50667, Köln, Fon 0221/221-23491, Fax. 0221/221-24114. www.museum-ludwig.de