vergriffen
Artist Ausgabe Nr. 53
Portraits
Jan Timme | Kirsten Pieroth | Bettina Pousttchi | Susanne Paesler | Florian Slotawa | Kühn/MalvezziInterview
Georg KarglPage
Michel MajerusPolemik
Joachim LandkammerKünstlerbeilage
Rupprecht MatthiesPortrait
o.T., 2001, Efterårsudstillingen, Charlottenborg Udstillingsbygning, Kopenhagen, Courtesy Klosterfelde, Berlin, Foto: Carla Åhlander
Textauszug
Kirsten PierothEine wahrhaft ARTistische Einlage: Anläßlich ihrer Ausstellungseröffnung in einem Kopenhagener Projektraum fährt die junge Objekt- und Konzeptkünstlerin Kirsten Pieroth - sie war in ihrer Jugend Kunstradfahrerin - mit einem handelsüblichen Fahrrad(1) in entgegengesetzter Richtung durch eine Einbahnstraße, die zum Ausstellungsgebäude führt. Dazu hat die junge Künstlerin, die an der Frankfurter Kunsthochschule Städel studierte und heute in Berlin wohnt, sich nicht auf den Sattel ihres »Drahtesels«(2) gesetzt, sondern rückwärts auf den Lenker desselben, um dann schwungvoll, aber andersherum in die Pedale treten zu können. Zu sehen ist das fast splapstickartige Geschehen in der Videodokumentation »Ohne Titel«, 2001. Diese Arbeit ist in vielerlei Hinsicht typisch für die Kunst von Kirsten Pieroth, wird hier doch ein alltäglicher Moment durch einen irritierend-verdrehten und ganz konkret bewegenden Eingriff aus dem gewohnten, vermeintlich selbstverständlichen Trott gerissen. Dabei wird das »NORMale« entlarvt als eine gesellschaftlich konstruierte Situation, die eben nicht einfach nur da ist. Als verkehr/ter Ablauf gewinnt der schnöde Alltag so gewissermaßen seine Ehrlichkeit und Würde zurück - in vergleichbarem Sinne haben schon Gilles Deleuze und Felix Guattari in ihrem »Anti-Ödipus« über unsere wahrnehmende (Phantasie)Produktion festgestellt: »Die Wunschmaschinen laufen nur als gestörte«.
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