Artist Ausgabe Nr. 53

Portrait

Textauszug

Bettina Pousttchi
Wie geordnet dagegen Katharinas Glamourwelt im anderen Video-Porträt! Aber ebenso selbstverliebt und imagebewußt trällert die 24jährige im hübschen Girlie-Outfit eine Schmonzette von Sonne und Herzeleid in das überdimensionale Fake-Mikro, wippt hüfte- wiegend zwischen den rotierenden Flausch- Bürsten der elterlichen Autowaschanlage. In »Die Katharina-Show« (2000) tritt der Vater auf, gibt es Sequenzen mit Erinnerungsfotos aus dem Familien-Album. Alles schließt damit, daß die Sängerin stillschweigend, mit dem ausgeschalteten Ghettoblaster in der Hand, das schräge Szenarium verläßt. Knapp zehn Minuten dauern diese Doku-Clips von Bettina Pousttchi und bringen identitätsstiftende Pop-Rituale von Fans auf einen Punkt. Dokumentation und Fiktion verschmelzen miteinander, zumal die Protagonisten ihre Video-Auftritte mit gestaltet haben. Auch wenn das Setting - ein Matratzen-Depot und der Arbeitsplatz des Kahlschlag-Rockers - den Auftritt des machistischen Kalla ironisiert, scheint dessen Selbstdarstellung ernst gemeint, wogegen Katharina ihre verkitschten Weibchenklischees fast schon parodistisch zu zelebrieren weiß.

Uta M. Reindl