vergriffen

Artist Ausgabe Nr. 89

Portraits

Jordan Wolfson | Marina Steinacker & Katharina Willand | Julia Lazarus | Markus Schinwald

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Sonja Rentsch

Ausstellungen

»Farbe im Fluss«

Künstlerbeilage

Stefan Panhans

Portrait

53°9’28.17“N / 9°25’27.27“E, 2009, Installation im Außenraum, Fotografie, Material: Styropor, Besenstiel, Gips, Lack, 76 x 210 cm

Textauszug

Marina Steinacker & Katharina Willand
Seit 2007 arbeiten Marina Steinacker und Susanne Katharina Willand (* 1974, leben in Bremen) zusammen – und seither scheint es, als wollten sie in einen Wettstreit treten mit der natürlichen Erscheinung der Dinge. Immer wieder stellen sie in Frage, wie sich die Bestandteile der Welt in ihrer ursprünglichen Form und im Kontext ihrer ihnen über Jahrhunderte zugeordneten Bedeutungen darstellen, indem sie Dopplungen, Täuschungen und Nachbauten dagegen setzen. Demgemäß nimmt das Thema der Nachahmung in ihrer Arbeit breiten Raum ein und drückt sich auf vielfältige Weise und in zahlreichen Medien aus: Film steht neben Fotografie, Found Footage und Installation, oft verbunden durch einen performativen Charakter. Dabei wird die Nachahmung als Gegenpol eingesetzt zu sehnsuchtsverbundenen, klischeebeladenen Vorstellungen in und von Natur oder Religion.

Dem Sehnsuchts- und Klischeemotiv Berg verwandt ist in ihrem Werk die Beschäftigung mit unterschiedlichen Bedeutungsebenen des Himmels. 2009 spielen die Künstlerinnen in der Ausstellung »Le Ciel« eine Vielzahl seiner Lesarten durch. Da wäre zum einen der Wunsch nach Kontrolle und Übersicht, die sich beim Blick vom Himmel auf die Erde ergeben könnten. So breitet du ciel (franz. »vom Himmel aus«) die Darstellung einer norddeutschen Landschaft bei Google Earth in den dreidimensionalen Ausstellungsraum mittels unterschiedlich farbiger Teppichfragmente aus. »53°9’28.17“N/9°25’27.27“E« treibt die Übersetzung der digitalen Bilder in die Realität noch weiter, indem das Duo sich innerhalb dieser norddeutschen Google Earth-Landschaft einen Punkt auswählt, ihn tatsächlich aufsucht, mit einer 2,10 Meter hohen Pinnnadel-Skulptur markiert, diese dokumentiert – und sich auf diese Weise die Kontrolle der Welt ein Stück weit von den digitalen Medien zurück holt.

Janneke de Vries