vergriffen
Ausstellung
Textauszug
»Das Beste vom Besten«Lieben sollten wir solche Ausstellungen. Denn was gäbe es für einen Theoretiker Besseres als Kunst, deren Zusammenstellung thematisch begründet ist. Und dabei bietet der Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen keine zu trockene Lehrveranstaltung, sondern gar »Das Beste vom Besten«, wie es titleprunkend heißt. Gleich am Kopf der Freitreppe grüßt ein Großimage von Starkünstler Jeff Koons. Der immer schicke Top-Verkäufer, der ohnehin wie der freundliche Großguru einer Wirtschaftssekte daherkommt, beugt sich zu einer seiner pink glänzenden multimillionenteuren »Balloon-Dog«-Skulpturen herab, beziehungsweise zu der daneben stehenden Flasche erstklassigen Marken-Champagners. Mit diesem Werbe-Poster ist schon fast alles gesagt, auch wenn die übrigen Exponate, die es vom Oktober 2013 bis Januar 2014 in Düsseldorf zu sehen und zu bedenken gab, die Reflexionen über Kunst und Luxus, großes Geld und letztlich affirmativen Protest noch wesentlich verbreitern.
Vom riskanten Geschäft der Kunst« hieß der Untertitle der vom Kunstvereinsleiter Hans-Jürgen Hafner kuratierten Schau, die von historischen Referenzen an den Kunstbetrieb der Region bis zum Overkill millionenschwerer Marktexzesse reicht. Riskant ist dabei aber vor allem die Gefahr, anhand der gezeigten und dokumentierten Beispiele könnte den Besuchern der Glauben daran verloren gehen, dass Kunst überhaupt etwas anderes als eine dekorative Wirtschaftsware ist, zumal wenn die einkaufcentertaugliche übergroße rotierende Euromünze von Ken Okiishi in den Blickpunkt gerät. Dass der Rubel rollen muss, zeigt der amerikanische, in Berlin lebende junge Künstler auch in den Videos seiner Außenaktionen, in denen die großen, schwer zu händelnden Geldstücke durch die Zentren verschiedener Wirtschaftsmetropolen geschafft werden. Es ist stets die Frage nach der Ökonomie der Kunst, die mit etablierten Bildern, theoretischen Objekten und vergilbten Dokumenten in dieser Ausstellung variantenreich gestellt wird. Und das hat gute Tradition am Rhein. Denn mit dem ersten Kunstmarkt 1967 in Köln und der Düsseldorfer Gegenveranstaltung »Prospekt« von 1968 wurden gerade hier bis heute gültige Vermarktungsformate erfunden.
Im völligen Gegensatz zum großsprecherischen Ausstellungstitle geht es also darum, das geschätzte Publikum von den Sensationen und scheinobjektiven Hit-Listen wegzubringen und zur kleinen, aber anregenden Kunst und deren alltäglichen Orten zu locken. So lesen sich die hier in den Vitrinen gezeigten Referenzen schon ganz anders. Die rheinischen Programm- und Off- Galerien wie Helmut Rywelskis Kölner Galerie art intermedia oder Verweigerungen wie die Nicht-Ausstellungen von Robert Barry, bei denen zu ordentlich angekündigten Zeiten die Galerie geschlossen blieb, wären hier nicht aus Nostalgie. Sie stünden nicht als Beispiele für vom Markt überrollte Idealismen. Sie hätten vielmehr wieder Vorimage-Funktion, wie die trotz aller Probleme vom Kurator als Freiraum gefeierten Kunstvereine selbst. Und das auch dann, wenn sie eben durch Teppichhandel oder Getränkeverkauf finanziert werden. Und jetzt vielleicht ein Bier.