vergriffen

Artist Ausgabe Nr. 63

Portraits

Martin Walde | Astrid Nippoldt | Christine Würmell | Franka Hörnschemeyer | Siegrun Appelt | John Baldessari

Interview

Daniel Buchholz

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Werner Büttner

Künstlerbeilage

Antje Schiffers

Edition

Bjørn Melhus

Interview

Textauszug

Daniel Buchholz
J.K.:
Oft werden gegenüber der Kunst Erwartungen formuliert und Vorschriften erlassen. Die Kunst habe die soziale Dimension aufzugreifen, solle politisch korrekt sein und der Emanzipation dienen oder sei ohnehin die Fortsetzung der Philosophie. Teilen Sie diese Erwartungen oder wird der Kunst eine Omnipotenz zugeschrieben, die sie möglicherweise nicht besitzt?

D.B.:
Ich halte eine moralisch und politisch integre Einstellung für grundlegend, und das sollte ebenso für die Kunst gelten, mit der wir zu tun haben. Das ist natürlich Auslegungssache und kann sich in unterschiedlichen Bedingungen und Kontexten unterschiedlich äußern. Ich könnte mir allerdings nicht vorstellen jemals eine künstlerische Arbeit auszustellen, die offen Homophobie oder irgendeine Art der Diskriminierung proklamiert. Es mag vielleicht naiv klingen, aber aus meiner eigenen Erfahrung und Wahrnehmung heraus hat Kunst im klassisch ästhetischen Sinne immer noch eine gesellschaftliche Relevanz. Deshalb interessieren mich häufig Arbeiten mit einem ästhetischen Potential, die mit einer sinnlichen Wahrnehmung umgehen und nicht unbedingt ausschließlich durch ihr theoretisches Konzept erfahrbar sind. Das soll allerdings nicht heißen, dass ich stark theoretisch und konzeptuell geprägte Kunst weniger mag, es sollte grundsätzlich einen wie auch immer gearteten ästhetischen Mehrwert geben, der sich nicht ausschließlich aus der Erklärung herleitet.

J.K.:
Sie leiten die Galerie gemeinsam mit Christopher Müller. Wie verläuft die Arbeitsteilung? Zeichnet Christopher Müller für eine Verjüngung des Programms verantwortlich, betreuen Sie mehr die inzwischen international durchgesetzten Positionen wie Isa Genzken, Wolfgang Tillmans, T.J. Wilcox?

D.B.:
Christopher Müller kam 1996 dazu. Wir hatten da schon einige Zeit zusammengelebt, aber nicht unbedingt intendiert, zusammen zu arbeiten. Als wir dann 1996 zusammen mit Cosima von Bonin, die eine Freundin von uns beiden, aber keine Künstlerin der Galerie ist, zu dritt die Ausstellungsreihe »Glockenschrei nach Deutz« organisiert haben, bemerkten wir, dass wir auch gerne professionell zusammenarbeiten. Seit diesen Zeitpunkt sind wir beide für das Programm verantwortlich. Wir beide wählen zusammen Künstler aus und dadurch ergibt sich ein anderer Blickwinkel für mich. Alle Künstler werden von uns beiden betreut. Und eigentlich machen wir seitdem nur noch Ausstellungen für die wir uns beide im gleichen Masse begeistern können. Bezogen auf Ihre Frage war T.J. Wilcox beispielsweise ein Künstler, der auf Anregung von Christopher zur Galerie kam.

Joachim Kreibohm