vergriffen
Artist Ausgabe Nr. 59
Portraits
Isa Melsheimer | Santiago Sierra | Meuser | The Atlas Group / Walid Raad | Carol Bove | Diana ThaterInterview
Bernd F. KünnePage
Marcel van EedenPolemik
Hans-Jürgen HafnerKünstlerbeilage
Horst MüllerEdition
Rupprecht MatthiesPortrait
Already Been in a Lake of Fire, 1999-2002, Set of 9 plates, digital prints, each 30 x 42 cm, Courtesy Galerie Seifr-Semler, Hamb
Textauszug
The Atlas Group / Walid RaadWalid Raad benutzt Fundstücke des realen Alltags, die aber ohne einen interpretierenden Zusammenhang wenig besagen. Und er setzt darauf, dass die gestaltete Fiktion eine viel wahrere Realitätsnähe ermöglicht. Im Libanon ist jede Geschichtserzählung über die jüngere Vergangenheit, wie jede Erinnerung überhaupt, eine ideologisch beeinflusste, die
alle realen Dokumente in einen fiktionalen Zusammenhang setzt - alles wird daraufhin abgeprüft, von welchem religiösen und ethnischen Standpunkt es kommt. Gerade auf der Folie scheinbarer Dokumentation wird so die Unmöglichkeit überindividueller Objektivität gegenüber Ort und Zeit demonstriert. Der Bildsinn von Dokument und Artefakt schwindet gleichermaßen in die Fiktion, die aber erfasst als Ganzes präziser die widersprüchliche Realität als das tatsächlich authentische Fundstück. Die Kunst des Walid Raad bezieht eine konventionell als postmodern bezeichnete Position und ist sehr literarisch. Doch der Künstler belässt es nicht bei der Feststellung, dass alles Fiktion sei. Wenn das denn so ist, muss man die jeweiligen Formen der Fiktion ernst nehmen, betont er. Gerade wenn alle Realität unstabil ist, ist der Einzelne verantwortlich für die Bedeutung, die er den Bruchstücken des Realen gibt. Die Phänomene sind zu analysieren, eine individuelle Position in politischer, historischer oder semiotischer Dimension ist zu finden, gleich ob der Informationsinput scheinbar real,eine künstlerische Vision oder eine hysterische Projektion ist.
Sie wollen mehr? Dann bestellen Sie doch direkt diese Ausgabe
> bestellen