Artist Ausgabe Nr. 59

Polemik

Textauszug

»In aller Unschuld. Kleine Betrachtungen zu Altlast«
Die Mär veon der schlechten Malerei machte jedenfalls zügig die Runde, schwappte bald schon über den großen Teich, ohne dass so recht klar wurde, was eigentlich drunter zu verstehen wäre. Merke: damals standen die Achtziger vor der Tür, und gerade in Deutschland dürfte sich aggressiv-virile Ironie (mit oder ohne Punk-Attitüden), DJ-Ethos, Deutschtümeln via Regression, Baselitzsche Selbstbornierung samt Immer-Noch/oder Wieder-Figurativ-Malen-Wollens bereitwillig ums Zauberprogramm »bad« arrangiert haben. Letztes Bild? Dead end painting? Klugscheißerei. Und während sich Programm-Vater Jenney bald vom »bad« bzw. »unconcerned« seiner frühen Malereien hin zum »philosophical craftsman« entwickelte, malten (und malen) die Albert und Markus Oehlens, Büttners, Dokoupils und so fort so perfekt wie möglich schlechte Bilder. Der Verlauf dieser Geschichte ist bekannt, gezeichnet von Hypes, Herrenabenden, Misserfolgen wie -verständnissen, Befreiungsschlägen und Bizarrerien.

Hans-Jürgen Hafner